1. Dezember 2018
„Die Zeit“, die sich mit Merchandising ein Zubrot schafft, hat eine Reihe von Romanen der 1920er und frühen 1930er Jahre und einen Lyrikband neu ediert, unter dem Titel „Tanz auf dem Vulkan“. Der Gedanke liegt nahe, dass die Nähe zum Erfolg von „Babylon Berlin“ gesucht wird. Das soll einem recht sein.
Gedruckt werden Manns „Zauberberg“, Remarques Kriegsbuch, Keuns „Kunstseidenes Mädchen, Fleißers „Zierde für den Verein“, Tucholskys „Schloss Gripsholm“, Falladas „Kleiner Mann – was nun ?“ (in welcher Fassung?), Kästners „Fabian“, Baums „Menschen im Hotel“, Döblins „Berlin Alexanderplatz“ und das „Lyrische Stenogrammheft“ von Mascha Kalecko. Alles außerordentliche Texte, die gelesen gehören, aber was haben sie mit den 1920er Jahren, den „Goldenen Zwanzigern“ zu tun?
Thomas Manns „Zauberberg“ von 1924 spielt vor dem 1. Weltkrieg, Erich Maria Remarques „Im Westen nicts Neues“ (1929) während des Krieges. Und von Marieluise Fleißer wird die zweite, die Nachkriegsfassung von der „Mehlreisenden Frieda Geier“ gedruckt, ein Text, der sich entscheidend von der Fassung der frühen 1930er Jahre unterscheidet. Welche Fassung vom „Kleinen Mann“ Falladas gedruckt wird, wird nicht gesagt, zu hoffen ist, dass die 1932 erschienene genommen wurde. Was auch schon darauf verweist, dass sechs der zehn Bände erst ab 1930 erschienen sind. So kleinlich kann man sein.