Lückenfüller

22. März 2017

Ein trostloser Effekt der Antragsprosa und Begründungsnotstände in der Wissenschaft ist die Rede vom Forschungsdesiderat. Da es ohne weiteres nachvollziehbar ist, dass niemand Geld, auch Fördergelder, ausgeben will, wenn es denn nicht notwendig ist, wird die Forschungslücke von Geldgebern gern gesehen und von Geldbeziehern zwingend angegeben. Das führt allerdings dazu, dass die Lücke immer dort vorhanden ist, wo es ein Projekt gibt. So wie in der Ökonomie jeder irgendwie und in irgendeinem Bereich Weltmarktführer ist – er muss nur speziell und klein genug sein – so lassen sich überall Forschungslücken finden, die dringend im Namen des Wissens der Menschheit geschlossen werden müssen.

Im Vergleich dazu ist die persönliche Neugierde, das persönliche Interesse von deutlich geringerem Rang. Was jemanden interessiert, muss deshalb noch lange nicht notwendig und damit förderwürdig werden.

Einer freien Wissenschaft würde es im Unterschied dazu gut tun, wenn sie ihre Gegenstände nach Interesse und Neugierde wählte und nicht nach Förderwürdigkeit. Und wenn das nicht zu erreichen ist, dann sollte in der Publikation selber die desiderative Rede einfach fallen gelassen werden. Wir müssen ein Buch nur lesen oder vielleicht nutzen, nicht fördern.