11. Februar 2019
In einem Intervie im Zeitmagazin vom 3. Januar 2019 berichtet der Neurobiologe Semir Zeki von einem Projekt aus dem Jahr 2000, in dem er mit einem Kollegen die Reaktionen des Gehirns auf Liebeserfahrung erforscht habe. Übertragen von der analogen Problematik bei ästhetischer Erfahrung lautet die Leitfrge: „Etwas geschieht, wenn wir Liebeserfahrungen machen?“ Das Projekt habe sich mit der Reaktion konfrontiert gesehen, dass die Forschung die Liebe, analog zur ästhetischen Erfahrung töte. Nature, so der Interviewer, habe sogar geschrieben, dass „Neuroästhetik“ die „Seele“ töte.
In dem Papier „The neural basis of romantic love“ (Neuroreport Vol II No. 17, 27.11.2000, im Netz als pdf zu finden) wird allerdings lediglich utnersucht, welche Gehirnareale aktiviert werden, wenn Probanden, die sich in der Phase höchster Verliebtheit befinden, ihre Liebespartner wahrnehmen. Dabei stellten die Forscher allerdings auch fest, dass sich die Areale, die bei Liebeserfahrung aktiviert werden, andere sind als die, die bei sexueller Attraktivität angeregt werden. Was dafür spricht, dass Liebe (die die beiden Projektleiter, Zeki und Andreas Bartels, als „romantische Liebe“ bezeichnen) und Sexualität als Aktivitäten grundsätzlich voneinander getrennt werden müssen. Sie können miteinander verbunden ein, müssen es aber nicht. Was – nebenbei bemerkt – auf eine Ansicht Thomas Manns zurückverweist, der in einem Essays zur Ehe konstatiert hatte, dass Homosexualität das Tor zur zweckungebundenen Liebe sei, also von Liebe, die nicht auf die Fortpflanzung abziele.