Toilettenwitze

6. März 2019

Einträge auf Toilettenwände und -türen sind nicht einmal auf Universitäten besonders witzig. Von Büttenreden, in denen Toilettenwitze gemacht werden, erwartet man auch nicht viel. Wenn nun eine Parteivorsitzende eine Büttenrede hält, dann hat sie das Problem witzig sein zu sollen, ohne das dann ernst gemeint zu haben. Ein Dilemma, dem sie nicht entkommt, außer sie macht sich über sich selbst lustig. Toilettenwitze sind – egal in welcher Rolle – für solche Redner ein schwieriges Terrain.

Nun hält Frau Kramp-Karrenbauer wohl schon seit mehreren Jahren Büttenreden als Putzfrau Gretel vom Landtag. Das ist eine schöne Volte des Karnevals, dass er auch in diesem Fall die Welt auf den Kopf stellt: Die Vorsitzende der größeren Regierungspartei posiert als jemand von ganu unten? Und tut dann was kund? Wahrheit? Wie gesagt, kein Problem, solange sie sich und Ihresgleichen aufs Korn nimmt.

Nun hat jene Putzfrau Gretel folgendes wohl gesagt (ich entnehme das einem Bericht der „Welt“): „Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen. Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen ist diese Toilette.“

Gegen wir davon aus, dass Gretel nicht sagen wollte, dass die CDU-Vorsitzende zur Latte-macchiato-Fraktion gehört, die wohl ein später Ableger der legendären Toskana-Fraktion ist. Sie spricht also nicht über ihr Alter Ego – was das benannte Dilemma auslöst. Meint das Frau Kramp-Karrenbauer oder meint das Gretel? Und muss man Gretels Meinung Frau Kramp-Karrenbauer zuordnen? Ganz aus der Nummer raus kommt die Parteivositzende wohl nicht, nicht mal mit dem Hinweis, man müsse auch mal einen derben Spaß hinnehmen. Das muss man sicher, wenngleich sich ihn die CDU-Vorsitzende nicht so einfach leisten kann.

Auf wessen Kosten aber geht nun der Spaß? Zu Lasten der Latte-macchiato-Fraktion? Soll wohl, und sie solls aushalten. Zu Lasten von Intergender-Personen, die nicht wissen, ob sie im Stehen oder Sitzen pinkeln sollen oder dürfen? Wieso eigentlich? Denn eigentlich geht der Witz zu Lasten derjenigen, die es anscheinend für ein geschlechtspezifisches Merkmal halten, dass Männer im Stehen, Frauen im Sitzen pinkeln, Intergender eben irritiert sein müssten. Angeblich soll es Leute geben, die das so sehen und die es für einen Angriff auf ihre sexuelle Identität halten, wenn von ihnen erwartet wird, dass sie im Sitzen ihr Geschäft verrichten. Gerade Putzfrau Gretel müsste aber wissen, dass Männertoiletten (Variante englisches Sitz- und Wasserklosett) gerade dann eine Anfechtung sind, wenn Männer dort ihre angebliche sexuelle Identität ausleben und im Stehen pinkeln. Insofern wundert es, dass Gretel nicht berufskonform fordert, dass alle gleichermaßen sitzen (egal welches Geschlecht), damit sie weniger hinreichend schmuddelige Arbeit hat (dann würde sich sogar die zweite Toilette erübrigen). Was darauf deutet, dass Frau Kramp-Karrenbauer ihre Rolle nicht genau genug studiert hat. Volkes Stimme soll wohl doof sein und eigene Interessen nicht kennen.