Treuherzige Ausbeutung

19. Oktober 2017

Ein Fund aus den Ablagen: Die FAS vom 7. Dezember 2014 berichtete von eine Studie, die zu dem Ergebnis gekommen sei, dass ein Drittel der Lehre an Univesitäten unbezahlt sei. Gegen Schluss des Berichts wird schließlich von den Lehrenden gesprochen, die ihre Arbeit unentgeldlich zur Verfügung stellen: Promovierende, Beschäftigte in Drittmittelprojekten und dann noch Externe, die als Lehrbeauftragte oder Privatdozenten Lehre anbieten. In der Regel unbezahlt.

Bemerkenswert findet auch der Verfasser des Berichts, Christian Füller, dass diese Gruppe von Lehrenden, das, was sie da tut, auch noch gern und selbstverständlich tut. Von den Externen heißt es sogar, dass sie „begierig“ darauf seien, die „Studierenden an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen“. Ob „sie extra dafür auch noch Geld bekommen, ist ihnen nicht so wichtig.“

Nun ist es tatsächlich so, dass Universitäten und Hochschullehrer gern Privatdozenten, Nachwuchswissenschaftler oder Externe als Lehrbeauftragte ohne Vergütung einsetzen. Die Lehre, die abgeleistet wird, angemessen zu bezahlen, sind die Hochschulen und Fakultäten durchgängig nicht in der Lage. Und da sich die Leute nun mal anbieteb – warum nicht?

Dass dieses Verhalten von Universitäten schlicht unverschämt ist und gegen eine der elementaren Regeln der Arbeitswelt verstößt, ist offensichtlich. Eine Leistung sollte vergütet werden, und zwar angemessen. Es gibt sogar Hochschulen, die eine Vergütung vorsehen, aber deren Höhe den Fachbereichen überlassen — die dann aber festlegen, dass es keine Vergütung gibt, vor allem nicht für die sogenannte Titellehre von Privatdozenten. 

Der Umstand, dass sich die Lehrbeauftragten und Privatdozenten sogar anbieten, widerspricht dem nicht, dass es sich um eine grundunanständige Praxis handelt, sondern macht – ganz im Gegenteil – klar, dass hier die Lage der Betroffenen – ja, schamlos – ausgenutzt wird. Doktoranden wollen Zeitverträge, Zeitvertragswissenschaftler wollen feste Stellen, Promovierte wollen sich habilitieren, Habilitierte wollen Professuren. Und all das verdient man sich mit Wohlverhalten. Selbst die Externen spekulieren nicht zuletzt auf irgendeine Form der Entlohnung, und sei es, dass sie symbolischer Natur ist.

All das wird den meisten jedoch vorenthalten. Aber bei einigen hat es immerhin geklappt, ist das Kalkül, das alle bei der Stande hält. So gesehen, wundert einen das Verhalten der Lehrbauftragten und Privatdozenten nicht. Dass die Universitäten das jedoch – seit jeher – ausnutzen, sollte auch den Autoren der Studie aufgefallen sein. Aber vielleicht ist genau das auch ihr blinder Fleck, denn auch bei ihnen wird es sich um Wissenschaftler auf Drittmittelstellen und mit Zeitverträgen handelt.