Netznaivität

9. Februar 2010

Der Medienwissenschaftler Jeff Jarvis hat im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen (FAZ 26.1.2009) hervorgehoben, dass das „Angebot an Inhalten im Netz“ „sehr schnell“ wachse: „Die Herausforderung besteht darin, die guten Inhalte zu finden. In aller Welt überbordender Inhalte verlagert sich die Wertschöpfung zu demjenigen, der die Nachrichten filtern, die guten Inhalte finden und in einen Kontext einordnen kann.“
Dem Herrn ist zuzustimmen, bis auf einen Punkt, der eigentlich eine Frage ist: Wie kommt Jarvis auf die Idee, dass die mit den Inhalten im Netz auch die guten Inhalte wachsen? Ohne Prinzipien wie die Wikipedias überhaupt nur ansatzweise kritisieren zu wollen: Seit Jahren werden Projekte, die qualitativ hochwertige Inhalte systematisch und auf breiter Front aufarbeiten wollen, kurzgehalten, während die Contentmanager sich erfolgreich vermarkten können. Im Buchsektor war der Saur-Verlag über Jahrzehnte mit diesem Prinzip sehr erfolgreich. Und gegen Projekte wie das Gesamtverzeichnis ist nichts auszusetzen. Wenn denn nicht die wenigen zarten Ansätze etwa in der literaturwissenschaftlichen Lexikographie dahinter hätten zurückstehen müssen.
Es wird, was das angeht, ein Neuansatz nötig sein.