Jugend ohne Migrationshintergrund

25. April 2021

Ein Flugblatt der Identitären Bewegug tatsächlich im häuslichen Briefkasten. Na sowas, das gibts tatsächlich?! Und na sowas, man kann tatsächlich sowas schreiben: Jugend ohne Migrationshintergrund. Was soll das sein? „Ohne Migrationshintergrund“.

Wenn man Migration – woran man gut tut – nicht auf eine oder zwei Generationen bezieht, sondern ein wenig historisiert, gibt es das nicht. Und selbst in den letzten dreißig Jahren waren die Leute haufenweise unterwegs im Leben. Wer dort hocken geblieben ist, wo er zur Schule gegangen ist, hat vielleicht Glück gehabt oder Pech, muss sich aber nichts drauf einbilden. Heimat kann sich jeder so aussuchen, wie er will. Und Tradition ist nun genau was? Aufmärsche beim Schützenfest?

Viel gegen Schützenfeste – soviel Intoleranz darf sein -, aber wer sich damit befassen will, den soll man nicht daran hindern. Aber zum Nabel der Welt wird damit weder das Dorf noch wirds irgendeine Stadt, nur weil es das da nicht geben mag (Hannover ist da übrigens ganz groß, nebenbei). Am Ende bleibt, dass es solche gibt, die nicht viel herumgekommen sind (nicht mal ihre Vorgängergenerationen, aber man muss aufpassen), und solche, die viel herumgekommen sind. Dann gibts welche, die nicht bleiben wollten, wo sie waren, und welche, die nicht bleiben konnten.

Wenn man das Glück, nicht zu denen zu gehören, die nicht bleiben konnten, dann kann man dieses Glück hoffentlich genießen. Es gibt aber keinen Grund darauf stolz zu sein; es ist kein Verdienst. Und es gibt keinen Grund, sich überlegen zu fühlen. Dafür hat man nichts getan.