Der laxe Umgang mit dem geistigen Eigentum

8. November 2009

Die TAZ berichtet am vergangenen Freitag darüber, dass seit einiger Zeit Autoren und Agenturen das Netz nach nichtlegalen Textübernahmen absuchen lassen. Eingesetzt werden dafür Programme wie Textguard oder Attributor. 
Bemerkenswert ist, dass bei der Diskussion zwei Probleme verbunden werden, die aber erst einmal nichts miteinander zu tun haben: Textübernahmen, die nicht gekennzeichnet werden, und die Wiedergabe von Texten, ohne Autoren und Verlage gefragt zu haben. 
Im ersten Fall ist die Sache klar: Wer Texte übernimmt und als seine ausgibt, die gar nicht von ihm sind, der verhält sich nicht korrekt. Geschieht dies in der Ausbildung oder bei Qualifikationsarbeiten, dann ist das nicht nur ein Täuschungsversuch, sondern auf mittlere Frist schadet sich der Delinquent selbst. Wer klaut, lernt klauen, nicht schreiben. Und alle Ergebnisse – Qualifikationen oder Einnahmen – gehören nicht ihm.
Im zweiten Fall steht dem das Recht der Autoren entgegen, den Publikationsort ihres Textes selbst bestimmen zu können. Dabei sollte es aber eigentlich dabei bleiben, dass eine nicht legitimierte Übernahme abgemahnt und dann abgestellt wird, denn ein Schaden entsteht in der Regel nicht. Wenn doch, dann eben mehr. Daraus eine Grundsatzangelegenheit zu machen, wie im Fall einer Eva Schweitzer, von der die TAZ berichtete, ist ein bisschen überzogen. Was soll der Erziehungszweck sein? Das Klima, das dabei entsteht, führt – wie geschehen – junge Wissenschaftler dazu, sich von den Rechteinhabern die Übernahme von Zitaten in wissenschaftliche Arbeiten genehmigen zu lassen, obwohl das vom Urheberrecht genehmigt ist. 
Ein bisschen mehr Pragmatik und Augenmaß wäre also insgesamt ganz hilfreich. Und ein bisschen weniger Werbung für die Firmen, die Suchsoftware anbieten, gleichfalls.


Der Tag, an dem Peter Sloterdijk eine Lanze für Al Capone brach

3. November 2009

Ganz ehrlich, bricht einem nicht das Herz angesichts der neuesten Debatte um die mangelnde Freiheit in der bundesdeutschen Gesellschaft, die sich letztlich am Steuermonopol des Staates fest macht? Freiheit statt Steuern? Freie Bahn den Leistungsträgern? Seit wann hat Einkommen etwas mit Leistung zu tun? 
Womit keinesfalls in die beliebte Management- und Mittelstandsschelte eingestimmt sein soll – es git eine Menge Leute, die sehr viel arbeiten und dafür sehr viel Geld bekommen, manchmal auch mehr als sie verdienen. Und es gibt eine Menge Leute, die sehr viel arbeiten und dafür nicht viel Geld bekommen. 
Manchmal ist das gerecht, manchmal nicht. Leistungsträger einer Gesellschaft sind beide, am Steueraufkommen haben sie trotzdem unterschiedlichen Anteil. Aber seis drum.
Andererseits lässt sich eine bemerkenswerte Analogie herstellen zwischen Sloterdijk und Al Capone. Der Ahnherr sämtlicher krimineller Vereinigungen wurde seinerzeit bekanntlich nicht wegen Raubes. Mordes, Erpressung oder Schwarzbrennerei hinter Gitter gebracht, sondern wegen Steuerhinterziehung. Recht so. Ähnliches ließe sich über Sloterdijk sagen, der nicht über seine mittlerweile zahlreichen Bücher fällt, sondern sich selbst wegen einer peinlichen Freiheitsdebatte zu Fall bringt, die er daran aufhängt, dass er anscheinend zu einer größeren Steuerzahlung verdonnert worden ist (und vielleicht hatte er das Geld bereits ausgegeben? Jedem, der in die Freiberuflichkeit startet, wird geraten, für diesen Fall vorzusorgen). Was natürlich alles nur Spekulation ist.